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Kindertagesbetreuung NRW 2022

Ein indikatorenbasierter Bericht mit Regionalanalysen und ergänzendem Schwerpunkt zu kommunaler Bedarfsplanung

Der Forschungsverbund DJI/TU Dortmund veröffentlicht 2023 einen landesspezifischen Bericht zur Kindertagesbetreuung in Nordrhein-Westfalen. Der Bericht umfasst rund 130 Seiten und liefert grundlegende Kennzahlen zum System der Kindertagesbetreuung in Nordrhein-Westfalen. Der indikatorenbasierte Berichtsteil (Teil A) bildet die Ergebnisse für die Kindergartenjahre 2020/21 und 2021/22 ab und zeigt die Entwicklungen seit dem Kindergartenjahr 2013/14 auf.

Als Datengrundlage im indikatorenbasierten Berichtsteil dienen vorrangig die Verwaltungsdaten zur Kindertagesbetreuung in Nordrhein-Westfalen (KiBiz.web), die durch die KJH-Statistik und weiteren Datenbeständen ergänzt werden. Der zweite Teil des Berichts (Teil B) widmet sich dem Schwerpunktthema der kommunalen Bedarfsplanung zur Kindertagesbetreuung. Anhand einer Onlineerhebung bei den Jugendämtern NRWs werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei den Rahmenbedingungen, den Strategien und Verfahren sowie den Ausbauvorhaben in der Bedarfsplanung herausgearbeitet.

Download

Der vollständige Bericht steht hier kostenlos zum Download zur Verfügung.

Ausgewählte Ergebnisse

  • Der Ausbau der Kindertagesbetreuung hält an, flacht in den jüngst zurückliegenden Kindergartenjahren jedoch leicht ab
    Mehr als 10.600 Kindertageseinrichtungen wurden im Jahr 2021/22 gemeldet, ein Ausbau um 13% seit 2013/14. Der jährliche Ausbau an zusätzlichen Einrichtungen in 2021/22 fiel im Vergleich zu den Vorjahren gering aus. Auch in der Kindertagespflege flachte der jährliche Zuwachs zuletzt ab, dennoch ist insgesamt eine Zunahme seit 2013/14 um 18% zu beobachten.
  • Immer mehr Einrichtungen mit zusätzlichen Angeboten
    Die Angebotsvielfalt von Kindertageseinrichtungen wird weiter ausgebaut. Die Anzahl an Kindertageseinrichtungen, die als Familienzentrum fungieren wächst, ein weiterer Anstieg  von plusKITAs und anderen Einrichtungen mit zusätzlichem Sprachförderbedarf ist erkennbar und auch immer mehr Kindertageseinrichtungen bieten Waldkindergartengruppen an. Dies verstärkt die Angebotsvielfalt und kommt vor allem Familien und Kindern zugute, die durch zusätzliche Unterstützungs- und Förderangebote profitieren können.
  • Ausbauintensivierung an Plätzen für unter 3-Jährige dringend notwendig
    Seit 2013/14 wurden insgesamt 66.000 U3 Plätze geschaffen, eine Steigerung um 45%. Sowohl in der Tagespflege als auch in den Kindertageseinrichtungen ist der Ausbau an U3-Plätzen in den letzten beiden Jahren jedoch langsamer vorangeschritten. Um sowohl Betreuungsbedarfe als auch den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in der Kindertagesbetreuung ab dem vollendeten 1. Lebensjahr abzudecken, ist ein weiterer Ausbau an Plätzen für unter 3-Jährige dringend notwendig.
  • Verbesserter Personal-Kind-Schlüssel
    Bei dem Personal-Kind-Schlüssel, einem zentralen Qualitätsstrukturmerkmal in der Kindertagesbetreuung, kann im Beobachtungszeitraum für alle berichteten Gruppenarten eine Verbesserung verzeichnet werden. Im Kindergartenjahr 2020/21 liegt NRW mit dem Personal-Kind-Schlüssel bundesweit im Mittelfeld.
  • Deutliche Verbesserung der freigestellten Leitungskapazität
    Eine grundlegende Voraussetzung, um den vielfältigen Aufgaben der Leitung gerecht zu werden, ist eine ausreichend verfügbare Leitungskapazität. Die angepasste Finanzierung von freigestellter Leitungszeit führte in Nordrhein-Westfalen in den Kindergartenjahren 2019/20 und 2020/21 zu einem deutlichen Ausbau von Leitungskapazitäten.
  • Bedarfsplanung als Halbtagsstelle
    Für mehr als die Hälfte (59 %) der teilnehmenden Jugendämter stand für die Bedarfsplanung in der Kindertagesbetreuung nur ein Stellenanteil bis zu einer Halbtagsstelle zur Verfügung. Vor allem kreisangehörige Gemeinden mit einem eigenen Jugendamt berichteten vergleichsweise häufig von einem geringen Stellenanteil. Demgegenüber wiesen Landkreise am häufigsten Stellenumfänge oberhalb einer Vollzeitstelle auf. Gut ein Drittel der teilnehmenden Jugendämter konnte keine Angaben zu den Stellenumfängen tätigen, da für die Bedarfsplanung keine vertraglich geregelten Personalressourcen fixiert waren.
  • Solide Planungsgrundlage mit Potenzial in der weiteren Ausdifferenzierung der Angebote nach gegebener Sozialstruktur vor Ort
    Auswertungen der Einwohnermeldestatistik sowie bestehender Warte- bzw. Anmeldelisten finden in nahezu jeder Bedarfsplanung Anwendung und bilden somit die Grundlage des Planungsprozesses. Daten aus Umfragen bei Eltern, Einrichtungen bzw. freien Trägern, die Verwendung früherer Belegungszahlen und Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung bilden häufig die weitere Basis der Bedarfskalkulation. Informationen zur Sozialstruktur der Bevölkerung fließen in vergleichsweise geringem Maße bereits in die Bedarfsplanung ein.
  • Nach Angaben der teilnehmenden Jugendämter bremsen Ausbauhürden den weiteren Ausbau von Kindertageseinrichtungen zunehmend aus 
    Die Jugendamtsbezirke berichteten – regional unterschiedlich stark – von wachsenden Hürden im Ausbauprozess. Häufig erschweren Verzögerungen im Bauplan, fehlende Grundstücke, fehlendes Baurecht und der Personalmangel den Ausbau. Der jährliche Ausbau der letzten Jahre dürfte ohne grundlegende Lösungen für die genannten Hürden kaum fortzusetzen sein.

Autorengruppe

Jakob Gossen
Tel.: 0231/755-5551
E-Mail: jakob.gossen@tu-dortmund.de

Yvonne Queißer-Schlade
Tel.: 0231/755-8184
E-Mail: yvonne.queisser-schlade@tu-dortmund.de

Lena Katharina Afflerbach
Tel.: 0231/755-90410
E-Mail: lena.afflerbach@tu-dortmund.de