Freiwilliges Engagement
Freiwilliges Engagement, d.h. die Bereitschaft der Bürger:innen freiwillig und unbezahlt Aufgaben in gemeinnützigen Organisationen zu übernehmen, ist seit Mitte der 1980er-Jahre in zunehmendem Maße in den Blick von Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit geraten. Die wachsende Fokussierung auf das freiwillige Engagement hat ihren Ausgangspunkt in den gesellschaftlichen Wandlungsprozessen und Modernisierungstendenzen, die zum Umbau des Sozialstaats geführt haben. In diesem Zusammenhang wird die aktive Beteiligung der Bürger:innen als eine Voraussetzung für die Weiterentwicklung einer solidarischen Zivilgesellschaft gesehen.
Im Forschungsverbund DJI/TU Dortmund setzt sich die lange Forschungstradition Technische Universität Dortmund zum Thema freiwilliges bzw. bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt fort. Aufbauend auf den bis heute diskutierten Arbeiten von Beher/Liebig/Rauschenbach zum „Strukturwandel des Ehrenamts“ aus den Jahren 1998 und 2000 wurde eine Reihe von Forschungsprojekten zu diesem Thema konzipiert und umgesetzt. Untersuchungen zum Management des bürgerschaftlichen Engagements (BEM I), zu den Karrieren von Führungskräften in wirtschaftlich tätigen Non-Profit-Organisationen (BEM II) sowie Fallstudien zu individuellen und institutionellen Passungen bürgerschaftlichen Engagements wurden durchgeführt.
Zu den weiteren Forschungsaktivitäten zählten in der Vergangenheit Studien zu den Lerneffekten und Qualifizierungsmöglichkeiten durch Freiwilligendienste als außerschulische Bildungsinstitution für benachteiligte junge Menschen sowie ein Praxisforschungsprojekt zu Online-Foren als besondere Form der Bürgerbeteiligung in Dortmund. Mit der Studie Informelle Lernprozesse im Jugendalter in Settings des freiwilligen Engagements konnte empirisch belegt werden, dass ein freiwilliges Engagement Jugendlicher nachhaltige Auswirkungen auf ihr Kompetenzprofil, ihre Berufswahl sowie ihre gesellschaftliche Beteiligung im Erwachsenenalter hat.
Das aktuellere Projekt Jugendliche Aktivitäten im Wandel. Gesellschaftliche Beteiligung und Engagement in Zeiten des Web 2.0. hat sich mit der gesellschaftlichen Beteiligung und dem Engagement Jugendlicher in Zeiten des Web 2.0 beschäftigt. Veränderte Kommunikationsbedingungen und Beteiligungsmöglichkeiten durch das Internet bleiben nicht ohne Auswirkungen auf das freiwillige Engagement. Ganz im Sinne der modernisierungstheoretischen Debatte ergeben sich aus solchen Veränderungsprozessen neue Forschungsperspektiven – auch für die Engagementforschung.