Kinder- und Jugendarbeit
Die außerschulische Kinder- und Jugendarbeit setzt mit ihren freiwilligen und niedrigschwelligen Angeboten an den alltäglichen Bedürfnissen der Heranwachsenden an. Sie bietet verschiedene Möglichkeiten der aktiven Teilnahme, Mitgestaltung und Verantwortungsübernahme und schafft Gelegenheitsstrukturen für Entwicklungs-, Sozialisations- und Bildungsprozesse, die sich von anderen gesellschaftlichen Institutionen, vor allem der Schule, grundlegend unterscheiden. Ihre im Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) formulierten Aufgaben werden von öffentlichen und freien Trägern wahrgenommen. Mit der Diskussion um Bildung und gerechtes Aufwachsen, aber auch einer vielerorts zu beobachtenden fiskalischen Sparpolitik, hat sich auch in diesem Arbeitsbereich in den letzten Jahren der Legitimationsdruck verstärkt.
Die Forschung zu verschiedenen Themenfeldern der Kinder- und Jugendarbeit begann bereits in den 1980er- und 1990er- Jahren ausgehend von Arbeiten Prof. Dr. Rauschenbachs vor allem zur verbandlichen Jugendarbeit. Mit dem vom Forschungsverbund veranstalteten ersten bundesweiten Fachkongress zur Kinder- und Jugendarbeit wurden 2002 unter Beteiligung von mehr als 1.200 Teilnehmenden aus Praxis, Politik und Wirtschaft Impulse für die Zukunft dieses Arbeitsfeldes gesetzt. Im Jahr 2016 wurde unter dem Titel „Potenziale Erkennen | Zukunft Gestalten“ ein zweiter bundesweiter Fachkongress zur Kinder- und Jugendarbeit mit noch höherer Teilnehmer:innenzahl durchgeführt. Im Jahr 2021 fand der 3. Bundeskongress Kinder- und Jugendarbeit erstmals im digitalen Raum statt.
Seit Bestehen des Forschungsverbunds wurden eine Reihe von Forschungsaktivitäten mit unterschiedlichen Zielsetzungen und methodischen Zugängen angestoßen. Hierzu gehört die im Rahmen des "Wirksamkeitsdialogs" durchgeführte Strukturdatenerhebung zur Offenen Kinder- und Jugendarbeit in NRW, die ein gelungenes Beispiel für die produktive Zusammenarbeit des Forschungsverbundes mit der Praxis darstellt. Zudem wurden die Effekte und Lernpotenziale der Kinder- und Jugendarbeit im Rahmen der Effekteforschung Kinder- und Jugendarbeit untersucht.
Kontinuierlich werden außerdem Statistiken zur Kinder- Jugendarbeit durch die Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik ausgewertet. Die Arbeitsstelle hat auch maßgeblich an der Weiterentwicklung der amtlichen Statistik zu den öffentlich geförderten Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit mitgewirkt, welche ab dem Erfassungsjahr 2015 in neuer Form erhoben werden.
Im Projekt Keine Zeit für Jugendarbeit!? wurde der Frage nachgegangen, mit welchen Strategien die Jugendorganisationen auf veränderte Rahmenbedingungen des Aufwachsens reagieren. In der Vergangenheit wurden außerdem zwei landesweite Projekte der Kinder- und Jugendarbeit zur Entwicklung kommunaler Bildungslandschaften wissenschaftlich begleitet. Mit den Projekten Bildung(s)gestalten – Offene Kinder- und Jugendarbeit gestalten Bildungslandschaften der Arbeitsgemeinschaft Offene Türen Nordrhein-Westfalen e. V. und Wir Hier – Jugendringe und Jugendverbände gestalten Bildungslandschaften des Landesjugendrings Nordrhein-Westfalen wurden zwei Projekte begleitet, in denen versucht wurde, die Rolle der Kinder- und Jugendarbeit in lokalen Bildungslandschaften zu stärken.
Ende des Jahres 2021 wurde das Projekt Potenziale der Kinder- und Jugendarbeit in Nordrhein-Westfalen erfolgreich abgeschlossen. Ziel des Projekts war die Erarbeitung wissenschaftlicher Grundlagen zur Beschreibung der der Kinder und Jugendarbeit zugeschriebenen Potenziale Bildung, Verantwortungsübernahme, Vergemeinschaftung und Integration. Die dazugehörige Publikation „Potenziale der Kinder- und Jugendarbeit. Begriffe, Diskurse und empirische Befunde auf Basis von AID:A 2020 NRW+“ wurde im August 2022 veröffentlicht. Außerdem wurde im Projektkontext zur Abbildung der aktuellen Entwicklungen und Trends im Feld der Kinder- und Jugendarbeit das „KJA-Barometer NRW“ entwickelt.
Mit dem aktuell laufenden Projekt „Transferstelle zur Ausgestaltung der European Youth Work Agenda in Deutschland“ soll der sogenannte Bonn-Prozess in Deutschland und seine Verbindung mit den Entwicklungen sowie Partnern in Europa unterstützt werden.